phenomena
stills and installation view at SMART Project Space: Prix de Rome Visual Arts exhibition 2011

ARTFORUM critic's pick
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START     SURFACE     IMPASSENGER     ERDKÖRPER (SUNS OF TEMPER)     PHENOMENA      . ..... .:.:...:::ccccoCCoooo::      DIESES WILDE KLAFFEN     A LUCIA     OVERFART     what is looking?     what is time?     which spate of time is longer?     basic condition
In der Videoinstallation phenomena widmet sich der Filmemacher und Videokünstler Ben Pointeker der Wahrnehmbarkeit von Zeit. Das in einem dunklen Raum frei schwebende Videobild zeigt nacheinander drei mysteriöse Landschaften, wobei sich Pointeker hier auf den Charakter des Unheimlichen in den Horrorfilmen von Dario Argento bezieht. In jedem der Szenarios verharrt eine Figur, als ob sie in einem Standbild gefangen wäre. Es scheint als ob ein Still, ein Einzelbild aus einer Erzählung isoliert worden wäre und hier nun für sich ein Eigenleben entwickelt. Hauptprotagonist des Videos ist jedoch nicht die jeweilige Person, sondern sind die Wolken, die rasant über sie hinweg ziehen, die Dunkelheit, die sich langsam und bedrohlich hinter ihr aufbaut, die minimale Veränderung der Lichtstimmung inmitten einer kargen Landschaft, das Wehen eines einhüllenden, körperhohen Schilffelds. Dem Moment der Bewegung als Ausdruck vergehender, flüchtiger, sich entziehender Zeit stehen im Video Aspekte von Dauerhaftigkeit gegenüber, denen gleichwohl das Element der Zeitlichkeit eingeschrieben ist: die Silhouette des Waldes, die vom Wind über Jahre geformten Bäume, die physische Präsenz des Schilfs. Pointeker hat diese Grundszenerie nicht in der gewohnten fließenden filmischen Geschwindigkeit aufgenommen, sondern anhand tausender Einzelbilder als Raffer von drei Bildern pro Sekunde zusammengestellt. Das daraus entstandene Video ist ein Hybrid von Fotografie und Film, eine rasante Abfolge unzähliger, mit einander verwobener, aber doch für sich stehender Momentaufnahmen. Es ist weniger die Welt, die hier lebendig erscheint, als das Bild selbst. Pointeker spricht von einer Art „Tiefenbewegung“, die aus der Verschmelzung der unterschiedlichen Zeitkonzepte von Fotografie und Film entsteht, von der „Spannung zwischen der Tiefe der Zeit (als etwas, das bestehen bleibt) und dem flüchtigen Blick eines Moments, der unmöglichen Greifbarkeit der Zeit.“  

Jürgen Tabor